Heute ist einer der traurigsten Momente meiner Jiu-Jitsu Karriere: Leider muss ich verkünden das wir ab sofort nicht mehr Teil der Olavo Abreu Jiu-Jitsu Family sind.

Zu Beginn kann ich mich nur bedanken. Olavo hatte den größten Einfluss auf mein Jiu-Jitsu-Game. Aber auch als Freund und Professor war er immer ein großes Vorbild für mich. 2012 besuchte ich zum ersten Mal das Phuket Top Team und lernte dort Olavo kennen. Ich war beeindruckt von seinem Jiu-Jitsu aber vor allem von den Good Vibes auf der Matte! Menschen aus der ganzen Welt trafen dort zusammen und hatten eine tolle Zeit in und außerhalb des Gyms. Ich war begeistert.

Olavo Abreu und Mateo am Strand - BJJ


Das darauf folgende Jahr war eines der heftigsten meines Lebens. Liebesbeziehungen brachen, der Job aber auch andere Arbeiten in die ich Zeit und Energie steckte waren furchtbar und zu guter Letzt war es für meinen damaligen Sportclub kein Problem mit Nazis zusammen zu trainieren. Meine Stimmung war destruktiv und ich bemerkte wie auch der Alkohol Einfluss auf mein Leben hatte, um diversen Schmerz und Widersprüche zu unterdrücken. Das konnte es doch nicht sein, wo sollte das denn hinführen.
Ich kündigte meinen Job und meine Wohnung, verkaufte meinen heiß geliebten VW Bus, organisierte mir ein 6 Monats-Visum für Thailand und ab ging es in ein Abenteuer das eine Kehrtwende in meinem Leben werden sollte. Es folgte eine Zeit voller toller Menschen, wunderbarer Erlebnisse und eine von Olavo geprägte Erleuchtung im Jiu-Jitsu. Als sich das Geld dem Ende neigte und klar war, dass ich wieder nach Deutschland musste, war mir anfangs nicht klar wie es weiter gehen sollte. Schlußendlich fand ich im ExitAsia ein neues Zuhause. Mit Olavo im Rücken konnte ich meine ersten Erfahrungen als Coach machen und baute langsam die Grundlagen für das heutige Floresta Negra Jiu-Jitsu-Team auf.

Diese Woche war wieder einmal so ein Moment an dem ich eine Entscheidung fällen musste. So ein Moment wo man sich selbst reflektiert, um zu erkennen ob man sich noch selber in die Augen schauen kann.

Was ist geschehen?
Letztens Jahr im Winter 2022 wurde ich von Freunden angeschrieben was für seltsame Typen im, von Olavo neu aufgebauten, Tempel trainieren. Ein Mann mit eindeutigen Tattoos, wie einer schwarzen Sonne auf dem Arm, „White Pride“ auf den Oberschenkeln und „Meine Ehre heißt Treue“ (Wahlspruch der SS) auf dem Rücken posierte im neuen Gym. Es wurde deutlich, dass dieser schon länger in Olavos Umfeld ist und von ihm Supportet wird (Braun Gurt).
Mit Hilfe von Fotos seines Instagram-Accounts und Recherche Ergebnissen von Freunden konnte ich ein Bild von ihm zeichnen und diskutierte das mehrmals telefonisch mit Olavo und anderen gemeinsamen Freunden. Es gipfelte damit, dass ich im März 2022 nochmal, um meine Sicht der Dinge zu erläutern (ein NoGo mit Nazis in einer Jiu-Jitsu-Family zu sein), nach Phuket flog. Als ich wieder nach Hause flog dachte ich, dass wir uns verstanden hatten, dass wir die selbe Einstellung teilen: Wie gefährlich Nazis sind, wie viele Tote sie auch noch in den 2000er Jahren auf dem Gewissen haben und dass man diese Menschenfeinde nicht in der Familie haben möchte. Ich dachte wir sind der selben Meinung, Verantwortung zu haben mit welchen Menschen man trainiert, welche Menschen man supportet und was das für Auswirkungen hat.

Vor einigen Tagen musste ich feststellen, dass das Team Tempel BJJ diese Verantwortung nicht bei sich sieht, da derselbe Nazi aktuell wieder dort mit offenen Armen empfangen wurde.

Es ist komplex das zu verstehen und anderen zu erläutern, probieren will ich es dennoch: Olavo ist mit keiner Zelle seines Körpers mit irgend einer menschenfeindlichen Ideologie verbunden, im Gegenteil. Er ist einer der offensten und respektvollsten Menschen die ich kenne. Doch er möchte nichts mit „Politik“ zu tun haben. Für ihn ist das kein Problem. Für mich ist die Thematik aber nicht einfach (parlamentarische) Politik. All die Toten und Verletzten die Faschist:innen auf der ganzen Welt zu verantworten haben sind „mein Problem“. Ich kann Faschist:innen nicht an meiner Seite, in meiner Familie oder auf der Matte einer affiliated Academy dulden.

Es bricht mir das Herz diese Entscheidung zu treffen, ich werde Olavo als Mensch, als Professor und als Freund vermissen.
Doch Haltung zeigen gegenüber Faschismus und anderer Menschenfeindlichkeit ist für mich keine Verhandlungsache sondern tief in mir verwurzelt.

Jedes Handeln hat seine Auswirkungen.
Deshalb ist Sport auch politisch.